Die Würfel sind gefallen: Die Grünhelme arbeiten weiter in Afghanistan. Nach einem Besuch von Thomas Just und Rupert Neudeck haben wir uns für ein weiteres Jahr Arbeit in Afghanistan entschieden.
Wir werden ein kleines Renovierungs- und Reparaturprogramm an ausgewählten Schulen in der Provinz Herat durchführen: In den Schulen von Sanjur (Erfurt-Schule), Malume, Ali-Abath (Voerde-Alfeld Schule), Karoq und Pahlewan Piri (Konrad Adenauer Schule) werden Ausbesserungen an den Fenstersimsen und an den Decken vollzogen.
Wir haben uns verpflichtet, zwei neue Schulen zu bauen in dem Distrikt Karoq, in dem wir nun mehr als 3 Jahren arbeiten. Es gab eine neue und erfreuliche Situation in dem weit entfernten Bergdorf Tschischme Noghre, in dem Zobair Akhi unser afghanisch-deutscher Teamleiter und Rupert Neudeck schon vor zwei Jahren gewesen sind. Damals konnte wir dem Dorf mit seinen 410 Familien noch keine Schule bauen, da das Dorf keine eigenen Lehrer hatte. Das hat sich durch eine Entscheidung des Bildungsministeriums geändert. Mittlerweile hat der Ort selbst zwei Lehrer, das Bildungsministerium will die übrigen stellen.
Die Dorfbevölkerung hat sich bereit erklärt, den Zugangsweg zu dem Bauplatz so herzurichten, so dass LKWs den Weg schaffen können. Wir hatten bei unserem Besuch und beim Teetrinken mit – dem Muhthar – dem Bürgermeister einen guten Eindruck von diesem neuen Platz und dem Bildungshunger der Afghanen im ländlichen Raum. Man sagte uns: Nur elf Personen könnten lesen und schreiben, und man wäre sehr interessiert auch an einer Abendschule für die Erwachsenen. Zobair Akhi wird das Fundament in den nächsten Wochen beginnen (bisher ist der Winter nicht so extrem kalt und eisig), und dann werden zwei weitere Grünhelme aus Deutschland in dem Dorf die gesamten Bauarbeiten beaufsichtigen können.
Uns fiel bei unserem Besuch auf, wie leer und ausgedünnt die Dörfer in der Provinz überall sind. Das hat mit einem der ernstesten Probleme Afghanistans zu tun: Die Korruption und das Opium blühen, aber nicht die Wirtschaft. Deshalb gehen gerade im Sommer und Herbst zehntausende von jungen Afghanen in den Iran, weil sie sich dort einiges an Kapital verdienen können. Sie nehmen die Beschwerlichkeiten der illegalen Reise bei Nacht und Nebel über die Grenze in Kauf. Die Zahl der illegal im Iran befindlichen Afghanen wird wieder auf 2,4 Mio. geschätzt. Die Wirtschaft und der Wiederaufbau der Wirtschaft sind das Schicksal Afghanistans. An der Bevölkerung wird es nicht liegen: Sie ist erfinderisch und durch die Nähe der beiden neuen Technologieländer (Indien und China) ganz nahe an den neuesten Erfindungen: In Tschischme Noghre gibt es bereits 60 Häuser, auf denen ein Solarpanel steht, das für das Anschließen der Akkus der Mobiltelefone wie auch von Lampen am Abend zuständig ist.
Wir planen ebenfalls von dem Geld der Buchen-Afghanistan Gruppe – an zwei Schulen zumal denen die Abendunterrichte haben wollen, ein-zwei Solarpanels einzurichten.
Der andere Ort liegt näher an Herat, an dem wir die 33. Schule bauen werden. Es ist eigentlich nicht ein Ort, sondern es sind drei Orte, die zusammen für 400 Kinder (Schülerinnen und Schüler) eine Schule brauchen. Es sind Sagheriha Sofla und Olia, also Unter- und Ober Sagheria und der Ort Chartagh. Der Lehrer Abdul Ghafar zeigte uns das Baugrundstück für die Schule und lud uns am Ende zum traditionellen Tee in sein Haus ein. Eine wunderbare Szene. Abdul Ghafar hat vier Kinder, die alle Töchter sind. Er war sehr stolz auf die kleinen Mädchen, die die Teekanne und das Teeservice brachten. Die Mädchen standen an der Tür und bestaunten uns wie Menschen, die vom Mars gekommen sind. Zwei aber legten die Scheu ab und setzten sich zu uns in den Raum. Vom Mars aber kamen wir für sie auch dann.
Thomas Just und Rupert Neudeck