Corona hat auch für uns Grünhelme einen tiefen Einschnitt bedeutet. Ende März schlossen Sierra Leone und Mosambik ihre Grenzen und wir mussten unsere Schulbauprojekte in den beiden Ländern unterbrechen. Nun kann es endlich weitergehen.
Sierra Leone ist von Corona weitestgehend verschont geblieben – die Fallzahlen befinden sich im Vergleich zu anderen westafrikanischen Ländern auf niedrigem Niveau, auch die Todeszahlen sind sehr überschaubar. Die traumatischen Erfahrungen aus der Ebola-Epedemie 2014 hat die Regierung zu rigorosen Maßnahmen veranlasst. Noch bevor es die ersten offiziellen Corona-Fälle im Land gab, wurden bereits die Grenzen geschlossen und der Flugverkehr eingestellt. Auch nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt, Schulen geschlossen und Großveranstaltungen verboten. Dieses beherzte Eingreifen hat seine Wirkung gezeigt und ist sicherlich mit dafür verantwortlich, dass die Fallzahlen in „Salone“ niedrig geblieben sind. Gleichwohl sind die wirtschaftlichen Auswirkungen und die sozialen Kosten dieses Lockdows erheblich, und das in einem Land, das ohnehin schon zu den ärmsten der Welt zählt. Die Öffnung der Grenzen soll die Wirtschaft nun wiederbeleben.
Wir werden Anfang Oktober mit einem Team in unseren Projektort Mansadu, ganz im Osten an der guineischen Grenze, zurückkehren. Hier muss noch das Lehrer*innen-Gebäude seinen letzten Schliff bekommen. Das Hauptgebäude, die erste Junior Secondary School im Chiefdom Delmandugu, ist schon fertiggestellt. Nahtlos weitergehen wird es dann auf einem angrenzenden Grundstück, wo die neue Senior Secondary School entstehen soll. Dies bedeutet, dass die Kinder der Region fortan auch die Möglichkeit haben werden, hier einen höheren Abschluss zu machen, der in Sierra Leone eine mit dem Abitur vergleichbare Bedeutung hat. Die Schulbehörde des Distrikts Falaba hatte uns um diese Erweiterung gebeten, weil es im gesamten Distrikt, in dem mehr als 200.000 Menschen leben, bisher nur drei solcher Senior Secondary Schools gibt.
Anfang November soll unser zweites Team nach Sierra Leone folgen. Parallel zu unserer Arbeit in Mansadu werden wir die verfallene Grundschule in Maramaia, etwa eine Stunde westlich von Mansadu, wieder aufbauen. Hier stand schon alles in den Startlöchern – die Community hatte das Grundstück für die Bauarbeiten vorbereitet, die Vereinbarung mit der Schulbehörde war unterschrieben und auch die ersten lokalen Baumaterialien wie Sand und Natursteine wurden schon auf die künftige Baustelle geschleppt – ehe Corona dazwischen grätschte. Nun, mit einem guten halben Jahr Verspätung, soll es im November endlich losgehen, sodass wir dann zwei parallel laufende Projekte in Sierra Leone haben werden.
Escola Primera in Mosambik
Auch in Mosambik soll es im Oktober weitergehen. Hier mussten wir unser Bauprojekt an der Escola-Primera-Eduardo-Mondlane in Sovim in der Provinz Sofala, im März inmitten der Bauphase unterbrechen. Auf vier der acht neuen Klassenräume war bereits der Dachstuhl gestellt, die anderen vier Räumen wurden noch gemauert. Die Unterbrechung kam also zur Unzeit, aber danach hatte Corona nicht gefragt. Der Nationale Notstand wurde ausgerufen, die Grenzen geschlossen und das öffentliche Leben heruntergefahren. Gerade die Nähe zu Südafrika, dem Corona-Hotspot Afrikas, bereitete aufgrund des regen Grenzverkehrs und die hohe Arbeitsmigration große Sorgen. Durch die drastischen Maßnahmen gelang es aber auch in Mosambik, Corona einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
In der Provinz Sofala, seit jeher eine Hochburg der Opposition, beförderten die Restriktionen und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Verwerfungen jedoch die Unzufriedenheit und Widerstandsbereitschaft gegen die seit der Unabhängigkeit aus der Hauptstadt Maputo regierende FRELIMO. So scheint auch eine bewaffnete Gruppe, die sich von der Oppositionspartei RENAMO abgespaltet hat und die eigentlich nach einem Friedensabkommen im August 2019 ihre Waffen niedergelegt hatte, wieder aktiv zu sein. Mehrere bewaffnete Überfälle auf Busse, öffentliche Einrichtungen und auch auf die ganz in der Nähe unseres Projektortes Sovim befindliche Gesundheitsstation Chadea wurden in den vergangenen Monaten dokumentiert. Die Sicherheitslage ist also volatil.
Dennoch, soll es Mitte Oktober mit unserer Arbeit in Mosambik weitergehen – auch in Rücksprache mit den lokalen Behörden. Die Fertigstellung der Grundschule Sovim, die künftig einen großen Teil der Kinder Chadeas bis zur siebten Klasse Bildung ermöglichen soll, möchten wir bis Februar fertiggestellt haben. Inwieweit auch danach Grünhelme-Projekte in Mosambik möglich sind, hängt nicht nur von der Sicherheitslage ab, sondern auch von der Zentralregierung in Maputo, die sich sehr schwer tut, mitder Ausstellung von Arbeitsgenehmigungen im Oppositionsgebiet.
Also: Ab Oktober geht‘s wieder los mit unseren Bauprojekten auf dem afrikanischen Kontinent. Zusammen mit den Locals für eine bessere Bildung und Zukunft ihrer Kinder. Dafür suchen wir erfahrene Bauhandwerker*innen, Architekt*innen und Ingenieur*innen. Zur Bewerbungsformular geht es hier.