Neue Kooperationen mit Schulen und neue Mitarbeiter: Für unsere Autowerkstatt im Senegal war das Jahr 2020 sehr ereignisreich. Die Werkstatt etabliert sich immer besser.
Für viele Menschen auf der Welt hat das Jahr 2020 große Schwierigkeiten gebracht. Auch im Senegal verloren viele ihre Jobs, erhielten ihre Gehälter für längere Zeit gar nicht oder nur zu einem geringen Teil. Gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten beträchtlich gestiegen. Grenzschließungen, Ausgangssperren und Reise- und Transportbeschränkungen haben dazu beigetragen, dass fast alle vor größeren finanziellen Schwierigkeiten stehen, Existenzen bedroht sind. Und das soziale Netz ist hier bei Weitem nicht so eng gespannt wie in einigen anderen Ländern.
So freuen wir uns besonders, dass unsere KFZ-Ausbildungswerkstatt in Ziguinchor, trotz der schwierigen Zeit, sich in diesem Jahr langsam, aber stetig etablieren und vergrößern konnte. Die Zahl der Kundenzahl stieg, die Reparaturen wurden anspruchsvoller und wir konnten unser Werkstatt-Team erweitert.
Hier freuen wir uns besonders über unsere neu angestellte KFZ-Mechanikerin Frau Sadjo, die nicht nur auf technischem Gebiet ein Gewinn ist, sondern für andere Frauen oder Mädchen ein Beispiel dafür sein kann, dass Frauen, natürlich, auch jeden technischen Beruf erlernen und darin erfolgreich sein können.
Des Weiteren konnten wir Herrn Diatta für uns gewinnen, der aufgrund seiner Kenntnisse und Erfahrung die technische Leitung der Werkstatt übernommen hat.
Technische Schulen im Senegal bilden sehr theorielastig aus, die Praxis müssen sich die Absolventen dann in Betrieben selbst aneignen. Im letzten Jahr konnten wir mehrere Praktikumsstellen anbieten. Herr Gomis zeigte sich in seinem sechsmonatigen Praktikum so interessiert und engagiert, dass wir ihn mit Freude übernommen haben.
Mit einem technischen Leiter, zwei Meistern, einem Mechatroniker, drei Gesellen mit unterschiedlichem Ausbildungsstand und einem Lehrling im ersten Ausbildungsjahr sind wir inzwischen sehr gut gerüstet.
Die Möglichkeit zu einer soliden Ausbildung zu schaffen, war und ist der Grundgedanke dieses Projektes. Gerade hier in der Casamance, einer Region ganz im Süden des Senegal, die sich erst langsam von heftigen politischen Unruhen erholt, ist es so wichtig, eine Zukunftsperspektive speziell jungen Menschen anzubieten.
So trifft es sich sehr gut, dass es seitens der Regierung ein neues Curriculum gibt, dessen Organisation und Lerninhalte zu einer staatlich anerkannten Ausbildung in KFZ-Mechanik führen soll. Erst im vergangenen Jahr eingeführt, gibt es noch keine Erfahrung mit diesem neuen Ausbildungsgang und wir arbeiten mit den staatlichen Stellen daran, dass wir Ende dieses Jahres, wohl als eine der ersten Lehrwerkstätten im Land, diese Ausbildung anbieten können.
Ende 2020 haben wir einen Vertrag mit einer der technischen Schulen in Ziguinchor abgeschlossen, dass sie ihre Lehrlinge zu wöchentlichem praktischem Unterricht zu uns senden. Eine zweite Schule möchte in diesem Jahr mit uns zusammenarbeiten. Eine sehr schöne Entwicklung. Unser Projektpartner, die Spiritaner, stellen einen Mitarbeiter zur Verfügung, der sich um die Betreuung der Praktikanten und speziell um die Entwicklung unseres eigenen Ausbildungsprogrammes kümmern wird.
Um allen Lehrlingen und Praktikanten genügend Raum zur Verfügung zu stellen, errichten wir gerade einen dritten Klassenraum, in dem vor allem an Modellen gelernt werden kann.
Inzwischen haben wir einen Karosseriebauer und einen Lackierer gefunden, die beide sehr gute Arbeit leisten. Es wäre schön, wenn wir sie in unser Team einbinden, und ihnen geeignete Arbeitsräume errichten könnten.
Darüber hinaus würden wir gerne noch unsere technische Ausrüstung erweitern – vor allem um ein vernünftiges Fehler-Diagnosegerät, einen Messstand zur Achs- und Spureinstellung und einen Bremsenprüfstand. Unsere Werkstatt wäre dann, wenige Stellen in der Hauptstadt Dakar ausgenommen, die Einzige im ganzen Land, die eine messbare Einstellung von Achsgeometrie und Bremsenprüfung durchführen könnte. Die staatliche Stelle, die die (hier) jährlichen technischen Kontrollen von Fahrzeugen durchführt, und auch mehrere Werkstätten und haben schon großes Interesse angemeldet, diese Einstellungen und Prüfungen nach Möglichkeit bei uns durchführen zu lassen.
Darüber hinaus wünschen wir uns sehr, dass wir KFZ-Meister/innen aus Deutschland gewinnen können, ihr Wissen und ihre Erfahrung für einige Monate mit uns zu teilen. Damit wären wir dann in der Lage, eine wirklich fundierte Ausbildung anzubieten.
Rückblickend haben wir hier, dank allen, die dieses Projekt so kräftig unterstützen, schon viel schaffen können. Und wir haben noch eine ganze Menge vor!
Henrik Sauer