Unser „Tischlern for Future“-Projekt im Libanon musste wegen der Corona-Pandemie leider monatelang pausieren. Doch seit Anfang Dezember können wir den Workshop glücklicherweise fortsetzen. 

Ein Teilnehmer des Tischlerkurses im Libanon.

Seit 2017 arbeiten wir in dem Ort Aarsal an der Grenze zu Syrien, in dem mehr als 60.000 Syrier*innen Zuflucht vor der Gewalt in ihrem Heimatland gesucht haben. Es ist ein Leben von der Hand in den Mund, langfristige Perspektiven gibt es für die Geflüchteten hier nicht. Auch die ganze Politik der libanesischen Regierung ist darauf ausgerichtet, die Syrer*innen schnellstmöglich wieder loszuwerden. Selbst bei den Kindern ist der Staat rigoros: Kein gemeinsamer Unterricht mit libanesischen Kindern.

Immerhin gibt es mittlerweile eine separate Nachmittagsschicht an vielen libanesischen Schulen, eigens für die syrischen Kinder. In Aarsal reichen diese Plätze jedoch nicht aus, sodass syrische Lehrer*innen in Eigeninitiative provisorische Bildungsstätten aufgebaut haben, wo zumindest rudimentär Bildung vermittelt werden kann.

Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es hingegen nichts. Keine Möglichkeit zum Besuch der weiterführenden Schule, keine Berufsausbildung, kein Studium. Häufig versuchen sie zum Familieneinkommen irgendwie beizutragen, indem sie mit auf den Feldern ackern, in den Steinbrüchen schuften oder die Läden libanesischer Besitzer schmeißen. Nicht zu Unrecht wird hier häufig von einer verlorenen Generation gesprochen.

Unser Tischler-Workshop geht nun in Aarsal in sein zweites Jahr. In Grund- und Fortgeschrittenenkursen möchten wir jungen und älteren Menschen aus Syrien und dem Libanon das Tischlerhandwerk beibringen. Natürlich können wir dies nicht in der Intensität einer Berufsausbildung in Deutschland tun, aber wir versuchen Grundlagen zu vermitteln und die talentierten und interessierten Teilnehmer weiter zu fördern.

Verkleinerte Kurse

Eigens dafür haben wir eine Werkstatt eingerichtet, die mit Handwerkzeug und Maschinen bestens ausgestattet ist. Und seit Anfang Dezember haben wir mit Fabian Metzger aus Rettigheim auch einen erfahrenen Tischlergesellen an Bord, der nun für die Ausbildung verantwortlich ist. In kleinen Kursen vermitteln wir zunächst die handwerklichen Grundlagen und arbeiten uns durch den Bau kleinerer Werkstücke an immer kompliziertere Verbindungen und auch Möbelstücke heran. So wird nicht nur der Umgang mit Handwerkzeug, sondern auch die Bedienung und Handhabung von Maschinen eingeübt. Insgesamt geht es darum, den Teilnehmenden Fähigkeiten an die Hand zu geben, mit denen sie auf dem Arbeitsmarkt in Aarsal punkten können oder aber in ungewisser Zukunft in der syrischen Heimat ein Standbein haben, auf dem sie aufbauen können.

Die Teilnehmer bauen ein kleines Tablett.

Corona verlangt uns und den Teilnehmenden auch hierbei einiges ab. Wir haben die Kurse verkleinert und eigens neue Einzel-Hobelbänke gebaut, an denen die künftigen Tischler nun arbeiten. So können wir Abstände im Inneren der Werkstatt besser einhalten und die Ansteckungsgefahr reduzieren. Natürlich gilt bei den Workshops die Maskenpflicht.

Erlerntes anwenden

Besonders schön ist es zu sehen, wenn sich „unsere Jungs“ für das Handwerk wirklich begeistern. Trotz der langen Corona-bedingten Pause seit Ende März sind fast alle vormaligen Teilnehmer auch nun wieder dabei. Zwei von ihnen hatten wir schon in unser Team aufgenommen, dass nach der verheerenden Explosion in Beirut, dort neue Fenster und Türen für die Anwohner geschreinert hatte. So konnten sie ihr Erlerntes auch gleich im Job anwenden.

Inwieweit wir auch künftig den ein oder anderen Tischler-Arbeitsplatz in Aarsal schaffen können, muss die Zukunft zeigen. In jedem Fall sind wir mit lokalen Tischlern im Austausch, an die wir auch immer mal wieder Teilnehmer vermitteln können. So soll unserer Ausbildungsprogramm zwar vor allem in die Zukunft gerichtet sein, kann aber für den einen oder anderen auch jetzt schon hilfreich sein, dabei zu helfen, die eigene Familie zu ernähren.

Aktuell suchen noch eine Tischlerin oder einen Tischler, der oder die die Ausbildung im „Tischlern for Future“-Projekt ab Mitte Februar für drei Monate oder länger übernehmen kann. Wir freuen uns über Online-Bewerbungen von Tischler*innen mit Berufserfahrung! 

Simon Bethlehem