Im März dieses Jahres erreichte uns ein Hilferuf aus Nigeria von einer lokalen Organisation, der Lindii Peace Association (LPA). Diese ist im Nordosten des Landes aktiv, dort, wo die gefürchtete Terrororganisation Boko Haram ihr Unwesen treibt.
In der Provinz Borno sind kaum Hilfsorganisationen aktiv, und die wenigen kommen selten aus der Provinzhauptstadt Maiduguri heraus. Die Sicherheitslage dort ist einfach zu fragil, und Entführungen von westlichen Ausländern haben hohen Kurs. Aus diesem Grunde haben auch die Grünhelme sich dagegen entschieden, dort mit eigenen Mitarbeitern aktiv zu werden, da wir für deren Sicherheit nicht garantieren könnten.
Die Not vor Ort ist so groß, dass wir dennoch nicht die Hände in den Schoß legen konnten und entschieden, die LPA finanziell zu unterstützen. Der kleine Verein besteht aus einem Haufen ungemein engagierter Nigerianer, die sehr gut vernetzt sind und in Orte vordringen, die noch nie humanitäre Hilfe gesehen haben. Nigerias Bevölkerung wird an einer Vielzahl von Konflikten regelrecht zerrieben: Konflikte zwischen Christen und Muslime, zwischen Nord und Süd, zwischen Nomaden und sesshaften Bauern. Die Hoffnungslosigkeit, die sich vielerorts breit gemacht hat, führt zu extremer Gewaltbereitschaft. Es wird immer wieder von Anschlägen und Entführungen der Boko Haram berichtet, aber auch jüngst von Überfällen von Nomaden an Bauern. Raubüberfälle im ganzen Land sind an der Tagesordnung, es gibt nur wenige Straßen, über die man sich einigermassen sicher bewegen kann. Die Regierung ist nicht Herr der Lage, viele Nigerianer haben die Hoffnung aufgegeben, dass ihr Staat die Kontrolle über die Entwicklungen im Lande wieder erlangt.
All dies hat die Grünhelme dazu bewogen mitzuhelfen, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern, angefangen mit der Wasserversorgung. Wasser ist Leben! So einigten wir uns schnell mit der LPA darauf, sieben Brunnen zu bohren, sechs weitere zu rehabilitieren und acht Latrinen zu bauen bzw. vorhandene wieder instand zu setzen. Eine Vereinbarung war schnell unterschrieben, und innerhalb zwei Monaten erfüllte LPA sämtliche Projektziele, allen Herausforderungen vor Ort zum Trotz. In den Dörfern spielten sich teilweise höchst emotionale Szenen ab. Dorfbewohner halfen tatkräftig bei den Arbeiten mit. Aus benachbarten Dörfern kamen Menschen heran geeilt, um auch auf ihre Dörfer aufmerksam zu machen. Den Weg zu einem Dorf, unpassierbar für schweres Gerät, ebneten die Menschen vor dem heranrückenden LKW, so dass dieser nur meterweise vorankam, sein Ziel nach zwei Tagen und 38 km aber dann unter dem Jubel der Anwohner erreichte.
Wir sind sehr froh, einen Beitrag zur Wasserversorgung in dieser unwegsamen Region leisten zu können und danken allen Spendern, die dies möglich gemacht haben.