Die ersten Auszubildenden, die in unserer Autowerkstatt im Senegal Praxiserfahrung sammeln, haben ihren Abschluss bestanden. Und in Zukunft warten weitere Vorhaben auf uns.
Von unserem Projektleiter Henrik Sauer
Ziguinchor, 14. August 2022 – Vor zwei Jahren haben wir eine Partnerschaft mit einer der hiesigen Berufsschule gestartet. Zusammen bieten wir eine zweijährige Kfz-Techniker-Grundausbildung an, gemäß dem französischen Ausbildungssystem, das auch hier angewandt wird.
Die Ausbildung kann mit einem staatlichen Examen abgeschlossen werden. Die Berufsschule gibt die Theoriekurse, unsere Werkstatt ist für den praktischen Unterricht verantwortlich. Dafür kommen die Auszubildenden zweimal die Woche zu uns.
Wir bieten zwei Kurse gleichzeitig an: ein CAP, das sich mehr auf die Praxis konzentriert und ein BEP, welches zusätzlich Englisch und Naturwissenschaften umfasst.
Von den zehn Auszubildenden des ersten Jahrganges haben jetzt fünf das staatliche Examen BEP bestanden, darunter auch Helén, die schon im Bericht zum Weltfrauentag recht selbstbewusst ihren Berufswunsch vertrat.
Die Prüfungen zum CAP laufen im Moment. Drei der fünf, die ihr BEP schon in der Tasche haben, machen im Moment ein zweimonatiges Praktikum bei uns und arbeiten täglich mit, können sogar schon kleinere Aufgaben selbständig übernehmen.
Das Ausbildungssystem funktioniert im Senegal so, dass man entweder über viele Jahre hinweg Praktikant in einer Werkstatt ist, unbezahlt, bis man sich dann, ohne Prüfung oder Diplom, eines Tages selbstständig macht. Eine Alternative ist eine Ausbildung an einer der wenigen Berufsschulen, für die man allerdings bezahlen muss. Seit kurzem besteht hier die Möglichkeit, nach zwei oder drei Jahren einen staatlich anerkannten Abschluss zu machen. Doch umfasst dieser fast nur Theorie, die Praxis muss man sich dann später durch Praktika selbst aneignen.
Durch unsere Zusammenarbeit mit der Berufsschule haben die angehenden Kfz-Mechaniker*innen schon während der Ausbildung die Möglichkeit, erste Praxiserfahrung zu sammeln. Wir zeigen ihnen viel und einfache Tätigkeiten können sie auch selbst erledigen. Es zeigt sich: Durch die praktische Arbeit werden theoretisch gelernte Sachverhalte leichter verständlich.
Durch die tägliche Arbeit mit uns an den Kundenautos, bei der wir natürlich immer wieder Wissen abfragen und erklären, können unsere Azubis richtig etwas lernen. Da bei uns mehrere qualifizierte Kfz-Mechaniker*innen arbeiten, können die Auszubilden immer wieder unter einer anderen Betreuung lernen. Zwischendurch erklären wir komplexere Problemstellungen auch in der Theorie und „hands-on“ am Kundenfahrzeug. Diese Zusammenarbeit macht uns allen viel Freude.
Zur gleichen Zeit bereiten wir alle Dokumente vor, die zur Zulassung als offizielles Ausbildungszentrum notwendig sind. Das braucht seine Zeit, da auch im Senegal Bürokratie nicht unbekannt ist, nur etwas anders geschrieben wird. Mit dieser Zulassung hätten wir die Möglichkeit, unsere eigenen Auszubildenden bis zum staatlichen Diplom zu schulen.
In Kürze werden wir auch Pannenhilfekurse anbieten können, an denen großes Interesse besteht.
Und als nächsten Schritt möchten wir gerne Weiterbildungskurse für Kfz-Mechaniker*innen anbieten. Bis jetzt besteht ein solches Angebot ausschließlich in der weit entfernten Hauptstadt Dakar.
Es gibt also noch viel zu tun!