Nach einer kleinen Verschnaufpause, in der andere große Projekte an verschiedenen Orten im Senegal verwirklicht wurden, geht es seit April diesen Jahres endlich weiter mit der Ausbildungswerkstatt für Kfz-Mechaniker in Ziguinchor, ganz im Südwesten vom Senegal. Neben weiterer Bautätigkeit und der Vorbereitung der zukünftigen Ausbildung konnte mit dem eigentlichen Werkstattbetrieb angefangen und die ersten Autos repariert werden.
Das große Werkstattgebäude, ein Bohrloch nebst Häuschen und zwei großzügig gestaltete Toiletten konnten ja schon innerhalb eines Jahres unter unbeschreiblichem Einsatz der Freiwilligen-Teams der Grünhelme und ihren senegalesischen Helfern gebaut und die wichtigsten Maschinen aufgestellt werden. Das große Grundstück, auf dem die Werkstatt steht, und das von den Spiritanern zur Verfügung gestellt wurde, wurde zum großen Teil von einer Mauer eingefasst. Jetzt wurde die Mauer erhöht und geschlossen, zwei Eingangstüren und ein großes Rolltor wurden installiert.
Die Werkstatt erhielt einen Namen, gemeinsam beschlossen von Spiritanern und Grünhelmen, der an die Gründer der Organisation Grünhelme erinnert. Des Weiteren steht ein Häuschen für einen Nachtwächter in Konstruktion, sowie eine kleine Halle für praktische Motoren und Baugruppenkunde. Die zur Zeit recht intensive Regenzeit macht das Bauen interessant.
Da eine Müllentsorgung seitens der Stadt praktisch nicht existiert, sahen sich Nachbarn und die Verkäuferinnen des kleinen Marktes direkt neben der Werkstatt verleitet, ihren Müll malerisch, aber leicht duftend, auf das Gelände vor der Werkstatt zu verteilen. Um dem Abhilfe zu schaffen, organisierten wir erstmal eine große Müllsammelaktion, an der erstaunlich viele Nachbarn teilnahmen.
Als (hoffentlich!) bleibende Lösung bauten und verteilten wir dann „Mülltonnen“, zum sammeln und späteren verbrennen des Mülls. Das ist hier im Land Brauch, da Deponien fehlen.
Innerhalb der Werkstatt wurden alle Maschinen in Betrieb genommen, Wartungspläne aufgestellt. Die elektrische Anlage und die Wasserversorgung wurde erweitert und wir bauen an Schulbänken für den Unterrichtsraum. Hier fehlt noch eine große Schultafel und ein vernünftiger Videoprojektor / Beamer, um den Unterricht interessant zu gestalten. Besonders freut uns, dass wir zwei langgediente senegalesische Meister für dieses Projekt gewinnen und einstellen konnten.
Diese beiden reparieren nun fleißig seit gut zwei Monaten und haben sogar Ausbildererfahrung von ihrer früheren Arbeit. Gute handwerkliche Arbeit und in Zukunft auch eine fundierte Ausbildung sind hier äußerst wichtig, wie man an manch abenteuerlicher Bastelarbeit sieht, die man so findet. Allerdings ist auch die Ersatzteilversorgung besonders hier im Süden, weit weg von der Hauptstadt, sehr eingeschränkt und stellt auch uns vor manche Herausforderung.
Jetzt ist noch eine Menge Arbeit und viel Lauferei notwendig, um einen vernünftigen Ausbildungsplan aufzustellen, der sich nach den Vorstellungen des senegalesischen Staates richtet und hier in die Praxis umgesetzt werden kann. Wir sind mit verschiedenen technischen Ausbildungsstätten im Land in Kontakt, die allerdings KFZ-Mechanik überwiegend in Theorie unterrichten. Um so wichtiger ist es, dass wir eine Ausbildung konzipieren, die einen umfassenden Teil fundierter Praxisarbeit anbieten kann. Und das Interesse an einer Ausbildung durch unsere Werkstatt ist sehr groß. Bestimmt auch, da es gerade hier im Süden, insgesamt an Ausbildungsmöglichkeiten mangelt. Auch die zwei schon existierenden Technikerschulen hier in Ziguinchor möchten unbedingt ihre Auszubildenden zu uns zum Praktikum schicken. Auch das muss geplant werden.
Wir haben mehrere stark gebrauchte Motoren unterschiedlicher Bauart gekauft, von denen wir einige in Einzelteile zerlegen, die dann auf Schautafeln montiert werden. Für die anderen bauen wir Gestelle, in denen die Motoren gestartet werden können und an denen die Auszubildenden dann Fehler erkennen und reparieren können.
Anderes Anschauungsmaterial, wie Lenkung, Radaufhängung, Bremssystem, Stoßdämpfung, elektrische Systeme müssen wir noch bauen. Erklärende Poster / „Explosionszeichnungen“, am besten mit französischer Beschriftung wären eine weitere große Hilfe. Für all dieses Anschauungs- und Unterrichtsmaterial bauen wir gerade die kleine Halle. Natürlich wäre es phantastisch, wenn wir zusätzlich zu unseren zwei Meistern noch einen KFZ-Mechaniker aus Deutschland finden könnten, der ein wenig französisch spricht und für mindestens ein Jahr die Ausbildung an unserer Werkstatt leiten kann, aber vielleicht auch unseren Meistern das eine oder andere noch zeigen kann. Wichtig für die Ausbildung, wie für die tägliche Arbeit, wäre noch eine Aufstockung unserer technischen Ausrüstung. Wie zum Beispiel durch ein elektronisches Fehler- und Diagnosegerät nebst einer Fahrzeugdaten-Software; ein Klimaservicegerät; ein Batterietester; und ein Traum wäre natürlich noch ein Achsvermessungsgerät.
Und träumen darf man ja.
Für Anfang November, wenn hoffentlich alle Bauarbeiten abgeschlossen sind, haben wir eine große offizielle Eröffnungsfeier geplant, zu der alle Würdenträger und Autoritäten aus Ziguinchor und der Umgebung sowie die Medien eingeladen werden und auf der wir nochmal das Projekt „KFZ-Ausbildungswerkstatt der Grünhelme in Ziguinchor“ ausführlich darstellen werden. Das erhöht bestimmt den Bekanntheitsgrad der Ausbildungswerkstatt und speziell ihrer sozialen Bedeutung für Ziguinchor und hilft bei der Informationssuche.
Viel geschafft, noch viel zu tun.