Für eine bessere medizinische Versorgung im ländlichen Raum starten die Grünhelme ein neues Bauprojekt. Im Dorf Bamboria im Nordosten von Sierra Leone entsteht eine Gesundheitsstation.
Bonn, Februar 2023. Über mehrere Hügel, ruckelige Lehmpisten und durch drei Flüsse ohne Brücken: Der Weg ins Dorf Bamboria im Nordosten von Sierra Leone ist eine Herausforderung. Der Ort ist so abgeschieden wie kein anderes Grünhelme-Projekt.
Die abgeschiedene Lage erschwert die in Sierra Leone ohnehin schon schwierige medizinische Versorgung zusätzlich. Schwangere Frauen aus Bamboria müssen einen Fußmarsch von mehreren Stunden oder eine mindestens einstündige Motorradfahrt absolvieren bis zur nächsten Gesundheitsstation. Manche Frau überlebt ihre Geburt daher nicht. Sierra Leone hat die dritthöchste Müttersterblichkeit weltweit.
Selbst harmlose Infekte werden bedrohlich
Außerdem sind Kinder sehr oft nicht gegen Polio, Masern oder Röteln geimpft. Viele sterben deshalb in ihren ersten fünf Lebensjahren. Die weiten Wege bis zur nächsten Gesundheitsstation führen außerdem dazu, dass Menschen erst sehr spät medizinische Hilfe suchen. So werden aus kleinen Verletzungen oder eigentlich harmlosen Infekten mitunter bedrohliche Erkrankungen.
Mit der geplanten Gesundheitsstation in Bamboria soll sich die Versorgung entscheidend verbessern. Der Fokus liegt dabei auf Schwangeren und Kindern unter fünf Jahren.
Die abgeschiedene Lage in Bildern
Die Gesundheitsstation wird drei Gebäude erhalten: das Hauptgebäude mit Behandlungs- und Impfzimmern sowie einem Geburtsraum, ein Nebengebäude dient als Unterkunft für die Krankenschwestern und das zweite Nebengebäude wird ein „Mothers Shelter“ – ein Übernachtungsort für Schwangere kurz vor der Geburt. Ebenso bauen wir einen Brunnen, einen Wasserturm und sanitäre Anlagen und richten Stromversorgung über Solarenergie ein.
Enge Kooperation mit Gesundheitsbehörde
Den Standort Bamboria hat unser Partner, die sierra-leonische Gesundheitsbehörde, ausgesucht. Ihr zufolge hat das rund 500 Einwohner zählende Bamboria eine sehr strategische Bedeutung: In der Nähe befinden sich mehrere weitere Dörfer, die ebenfalls von der Gesundheitsstation profitieren.
Dr. Augustine Jimissa, der Vertreter der Gesundheitsbehörde für den Falaba-Distrikt, freut sich sehr über die Zusammenarbeit mit den Grünhelmen. „Die meisten Nichtregierungsorganisationen wollen in dieser Region des Landes nicht arbeiten wegen der Schwierigkeiten. Aber die Grünhelme sind ein perfekter Partner für uns, weil sie sich wirklich mit uns und unseren Bedürfnissen identifizieren“, sagte Jimissa. Sierra Leone könne sich bei den Gesundheitsindizes nur verbessern, wenn man auch in entlegenen Regionen arbeite.
Dorf eng eingebunden in Prozesse
Die Vorfreude in Bamboria ist ebenfalls groß. Das zeigte der herzliche Empfang des Grünhelme-Teams. Besonders beeindruckend: Damit der Lastwagen mit dem Baumaterial die ruckelige Straße überhaupt befahren konnte, aktivierte das Dorf seine Jugendlichen. Etwa drei Dutzend junge Männer waren tagelang damit beschäftigt, mit Hacken und Schaufeln große Steine aus dem Weg zu räumen und steile Stellen zu begradigen.
Wie bei allen unseren Projekten ist die Dorf-Community von Anfang an eng in das Bauvorhaben eingebunden. Gemeinsam halten wir Dorf-Meetings ab und besprechen das Vorgehen – damit das Projekt die größtmögliche Identifikation erfährt! Der Großteil des Bauteams stammt direkt aus Bamboria. Die Menschen im Dorf bauen also ihre Gesundheitsstation weitgehend selbst, zudem entstehen Arbeitsplätze.
Community-Meetings mit dem Dorf
Neben unserem Projektleiter Manuel Stein sind jeweils zwei ehrenamtliche Grünhelme aus Deutschland vor Ort, die die Baustelle koordinieren. Zu Baubeginn sind das Katja Müller (Architektin) und Jona Schenk (angehender Bauingenieur). Wir gehen von einer Bauzeit von etwa einem Jahr aus. Die Gesundheitsbehörde hat sich verpflichtet, die Gesundheitsstation mit ausreichend Personal und Material auszustatten und sie dauerhaft zu betreiben.
In den ersten Wochen seit Baubeginn hat die Baustelle schon gute Fortschritte gemacht. Die Fundamente sind gelegt und die ersten Mauerreihen stehen! Uns macht das sehr hoffnungsfroh, dass auch dieses Projekt am Ende zu einer spürbaren Verbesserung der medizinischen Situation in Bamboria und Umgebung führen wird!
Bildliche Eindrücke von der Baustelle
HINTERGRUND: SIERRA LEONE
Das westafrikanische Land mit rund 8,1 Millionen Einwohnern liegt auf Rang 181 von 191 beim „Human Development Index“ der Vereinten Nationen. Nach dem Bürgerkrieg (1991-2002) und der Ebola-Epidemie (2014-2016) mit rund 4000 Todesopfern erschütterte Covid-19 das Land. Seit dem Ukraine-Krieg leidet die Bevölkerung unter der hohen Inflation.
Unsauberes Trinkwasser, schlechte Bildungschancen und fehlende Gesundheitsversorgung sind Gründe für die Lebenserwartung von nur 60 Jahren. Es fehlt an Ärzt*innen und anderem medizinischen Personal, Medikamenten, Ausrüstung und Gebäude-Infrastruktur.
Die Grünhelme sind seit 2018 in Sierra Leone aktiv. Unsere Projekte fokussieren sich bewusst auf den ländlichen Raum, da dieser noch stärker von Armut geprägt ist. Bisher sind vier Schulen und eine Gesundheitsstation entstanden, die zweite Gesundheitsstation wird im Sommer 2023 fertig.
Jetzt für die Gesundheitsstation spenden!
IBAN: DE62 4306 0967 0001 0700 00
BIC: GENODEM1GLS (GLS Gemeinschaftsbank eG)
Mehr über unsere Projekte in Sierra Leone
Eröffnung der dritten Gesundheitsstation in Sierra Leone
Im Februar 2023 starteten die Grünhelme mit dem Bau der Gesundheitsstation in Bamboria. Nach erfolgreicher Fertigstellung innerhalb von nur 8 Monaten konnte diese feierlich der Community übergeben werden.
So läuft es in den Grünhelme-Schulen in Sierra Leone
Seit 2018 sind durch unsere Arbeit bereits vier Schulen im ländlichen Sierra Leone entstanden. Bei Besuchen haben wir uns nun davon überzeugt, wie die Gebäude angenommen werden.
Zweite Gesundheitsstation in Sierra Leone eröffnet
Anfang 2022 starteten die Grünhelme den Bau einer Gesundheitsstation im Ort Mansonia. Vor einigen Wochen konnte sie nun feierlich der Community übergeben werden.