Anfang September rechnet man in Sierra Leone mit dem Beginn der Trockenzeit und kürzeren Regenintervallen – so aber nicht dieses Jahr. Die “7 days rain”, eine Woche Dauerregen, welche normalerweise Mitte August den Westen des Kontinents erreicht, startet dieses Jahr erst Anfang September – zum großen Leid unserer freiwilligen Mitarbeiter.
Zerstörte Straßen, festgefahrene LKWs, unzählige wartende Landcruiser, die teilweise mehrere Tage in ihren Autos auf eine Weiterfahrt hoffen – ohne Essen, ohne Trinken – säumen den Weg. Ist der Weg dann endlich frei, halten wir den Atem an und hoffen, dass es uns besser ergeht als unseren Vorgängern: Ist es geschafft, atmen wir durch und beglückwünschen uns selbst. Stecken wir fest, packen alle mit an. Es wird geschaufelt, geschoben, gezogen. Eine Zumutung für Mensch und Machine.
Doch all die Strapazen der endlos erscheinenden Fahrt geraten in Vergessenheit sobald wir den Ortseingang von Mansadu erreichen: die Kinder des Dorfes jagen zur Begrüßung hinter und neben unserem Auto her, schreien unsere Namen, die Erwachsenen laufen auf die Straße, unzähliges Händeschütteln und ein Austausch der erlernten Wörter auf Kuranko, der lokalen Tribesprache, zaubert ein Lächeln auf alle Gesichter. Wir sind zu Hause.
Ich erreiche das Dorf diesmal nach drei Tagen. Zum Glück habe ich unterwegs Unterschlupf in einem der Dörfer entlang der Straße finden können, wo ich auf ein Bett, Wasser und Abendessen hoffen konnte.
Während meiner Abwesenheit hat sich auf unserer Baustelle einiges getan und ich staune nicht schlecht als ich endlich mein Ziel erreiche. Trotz eines kompletten, seit Wochen andauernden Stillstands unseres Materialtransports aus der nächstgelegenen Stadt Kabala aufgrund der Regenzeit, haben die Freiwilligen improvisiert und umorganisiert und das mit großem Erfolg, wenn zum Teil auch unter sehr harten Bedingungen und mithilfe viel Überredungskunst aller Beteiligten.
Innerhalb von zweieinhalb Monaten wurden alle Binder produziert und das Schulgebäude trägt nun seinen Dachstuhl. Das Lehrerhaus steht zu Hälfte inklusive Fundamente und gemauerten Wänden. Hier musste aufgrund das Materialengpasses vom geplanten Bauzeitenplan abgewichen werden. Die letzte Woche packen nochmal alle an und legen zusammen einen Endspurt ein. Alle Fenster werden im Schulgebäude verbaut, mit den Putzarbeiten wird begonnen, die verbliebenden Stürze betoniert und die letzten Binder für das Lehrerhaus vorproduziert.
Wieder steht ein Teamwechsel an: Wehmut ist zu spüren. Sowohl bei unseren Freiwilligen aus Deutschland als auch bei unseren lokalen Arbeitern und allen Dorfbewohnern. “Mr John, Flu jetzt haben wir uns gerade an euch gewöhnt und sind aufeinander eingespielt”, klagen unsere Arbeiter. Der Wechsel zwischen Vorfreude auf zu Hause und dem Abschied macht auch unseren Freiwilligen zu schaffen.
„In 20 Jahren kommen wir wieder und schauen was aus dem Dorf und unserem Projekt geworden ist“, verabreden Jonathan Binder, Flurin Mändli und Florian Pauls. Bis dahin übergeben die drei Grünhelme an Manuel Stein und Tobias Steverding, dem voraussichtlich letzten Team bis zur geplanten Fertigstellung im Januar. Manuel hat schon unser Projekt in Gbentu und im Libanon begleitet. Für Tobias ist es der erste Einsatz.
Vielen Dank an alle Freiwilligen und alle Spender, die uns die Umsetzung unserer Projekte ermöglichen.