Nach einem guten halben Jahr Bauzeit ist die weiterführende Schule in dem Dorf Mansadu in Sierra Leone fast fertig. Hier können Jugendliche bald einen höheren Abschluss machen.
27. Juni 2021 – Die Wände sind gemauert, die Türen eingebaut und die Dachbinder montiert: Nach rund sechs Monaten Bauzeit ist die Senior Secondary School im Ort Mansadu so gut wie fertig. Es müssen nur noch kleinere Arbeiten erledigt werden.
Die Schule besteht aus einem langen Hauptgebäude mit vier Klassenräumen und einem kleineren Gebäude mit Lehrerzimmern und Büro. Neben der Schule befinden sich zwei Toilettenhäuschen für die Lehrkräfte und die Schüler*innen.
Vor den Fenstern montieren wir Gitter, das ist üblich so in Sierra Leone. Dafür wird auf Fensterscheiben verzichtet. Die Fenstergitter und auch die Türen hat eine Werkstatt in der Stadt Kabala für uns hergestellt. Kabala ist auf dem Weg von der Hauptstadt Freetown ins Dorf die letzte größere Stadt, eine Art Zentrum im Distrikt. Bis Kabala führt eine Teerstraße, danach geht es auf sandigen, steinigen oder, je nach Wetter, schlammigen Pisten vorwärts ins Dorf Mansadu. Wir benötigen für eine Fahrt von Kabala nach Mansadu oder umgekehrt etwa sechs Stunden.
Die LKW, die uns mit den nötigsten Baumaterialien wie Zement oder Bewehrungsstahl versorgen, brauchen deutlich länger – wenn sie denn überhaupt ankommen. In den vergangenen Wochen hatten wir auch manchmal Pech, weil einige LKW auf der langen Fahrt kaputt gegangen sind und wir Tage oder Wochen auf Material warten mussten. Umso wertvoller wird jeder Sack Zement, wenn er es denn endlich auf die Baustelle geschafft hat und von unseren Arbeitern für den Putz oder die Fußböden verarbeitet werden kann.
In Mansadu arbeiten wir jetzt in der Endphase der Baustelle mit zwei Grünhelmen aus Deutschland und acht Arbeitern aus dem Ort. Nicht zu vergessen sind hierbei immer auch die vielen Dorfbewohnerinnen, tatsächlich meist die Frauen des Ortes, die unsere Baustelle fleißig mit Wasser und Sand aus dem nächstgelegenen Fluss versorgen.
Neben den Fußbodenarbeiten geht es jetzt hauptsächlich darum, das Dach noch vor der Regenzeit fertig zu stellen. Abgehängte Decken in den Räumen sollen dann später Schutz vor der Hitze und als zusätzlicher Schallschutz dienen. Dann warten nur noch die Malerarbeiten, um die Schule auch optisch zu einem Ort zu machen, an dem die Schülerinnen und Schüler gerne lernen.
Schon jetzt ist aber von den Menschen aus Mansadu ein gewisser Stolz zu vernehmen. Stolz darauf, ein Ort mit einer weiterführenden Schule zu sein, denn eine weiterführende Schule ist in Sierra Leone fernab der großen Städte bei weitem keine Selbstverständlichkeit und bedeutet im besonderen für Kinder ärmerer Familien, bessere Bildungschancen. Es gibt aber auch allgemein den Stolz auf ihre beiden neuen Schulen, denn neben der weiterführenden Schule haben wir 2020 bereits eine Junior Secondary School in Mansadu fertiggestellt. Die beiden neuen Schulen heben sich in Bezug auf ihre Bauqualität und dem Aussehen von anderen ab. Zugleich sind sie besonders, weil viele Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes aktiv an der Entstehung und dem Bau beteiligt waren, dafür einige Anstrengungen auf sich genommen haben.
Arbeiten an der Grundschule Maramaia
Auch die Arbeiten an unserem Schulbauprojekt im Dorf Maramaia gehen gut voran. Maramaia liegt circa 40 Minuten Autofahrt von Mansadu entfernt. Die Grünhelme unterstützen dort die Dorfbevölkerung beim Bau einer neuen Grundschule. Die alte Grundschule ist sehr verfallen. Maramaia ist zwar wesentlich kleiner als Mansadu, dennoch muss man hier das sehr starke Engagement der Bewohner hervorheben, die für dieses Projekt in ihrem kleinen Dorf sehr viel leisten. Es entstehen hier drei größere Gebäude mit insgesamt sechs Klassenräumen. Diese große Zahl ergibt sich daraus, dass auch viele Kinder aus umliegenden Dörfern in Maramaia zur Schule gehen. Natürlich entstehen auch ein Lehrerzimmer, ein Aufbewahrungsraum, Toilettenanlagen und eine überdachte Fläche, die in der Regenzeit einen trockenen Aufenthalt außerhalb der Klassenräume ermöglicht.
Zwei der drei größeren Gebäude sind bereits fertig gemauert, werden nun verputzt oder mit Fußböden versehen. Auch mit dem Dachgestell haben wir begonnen. Dabei stehen wir vor diversen Herausforderungen, zum Beispiel die Herstellung der Bretter. Dazu müssen schnell wachsende Bäume in der Umgebung gefällt und dann aus Ermangelung eines Sägewerkes mit der Kettensäge in dünne oder dicke Bretter geschnitten werden. Das kann dauern. Wenn sie dann auf unsere Baustelle transportiert wurden, werden sie mit Hilfe eines kleinen Benzin-Generators und einer Handkreissäge in Streifen geschnitten und auf die entsprechenden Längen gekürzt. Durch das Schneiden mit der Kettensäge gibt es zum Teil große Unterschiede in der Dicke der Bretter, wodurch dann erst einmal sortiert werden muss, bevor die Bretter mit Termitenschutz behandelt und zu Bindern zusammengenagelt werden können.
Auf unserer Baustelle versuchen wir, den lokalen Arbeitern hier und da handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln. Gleichzeitig lernen wir Grünhelme vom Ideenreichtum unserer sierra-leonischen Teammitglieder, die uns mit ihrer Kreativität bei Problemlösungen verblüffen. In Maramaia arbeiten zur Zeit 14 Arbeiter mit uns, von denen einige zu Beginn noch nie auf einer Baustelle gearbeitet haben und jetzt nach einigen Monaten Bauzeit komplett selbständig Bewehrung flechten, einschalen oder betonieren können. Das ist schön zu beobachten.
Genau wie die Anteilnahme des Dorfes. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht der Bürgermeister, einige Lehrer und Kinder die Baustelle besuchen, um den Baufortschritt zu sehen oder sich voller Vorfreude auf ihre neue Schule bei uns zu bedanken.
Nun steht in den nächsten Monaten die Regenzeit an. Transporte von Baumaterialien sind nur noch eingeschränkt möglich und auf der Baustelle wird es immer wieder Unterbrechungen geben. Zumindest für genügend Material wurde gesorgt. So viel, dass die Zementsäcke sich neben der Kochstelle in unserer kleinen Hütte stapeln, weil der Platz nicht ausreicht.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an unsere vier Freiwilligen Grünhelme für ihre tolle Arbeit in den beiden Projekten – und natürlich an Sie, liebe Spenderinnen und Spender in Deutschland!
von Martin Jäckel, Projektleiter in Sierra-Leone