Das Grünhelme-Projekt der Grundschule in dem kleinen Dorf Demirköprü ist abgeschlossen. Bereits vor Weihnachten konnten wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Barada Syrienhilfe e.V. das neue Gebäude eröffnen, sodass der Unterricht nun am 5. Januar 2015 beginnen kann. Demirköprü ist ein kleines türkisches Dorf in der Region Hatay, unweit der syrischen Grenze. Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges sollen über eine Millionen Flüchtlinge in der Region untergekommen sein. Viele von ihnen leben in großen Camps, in denen es neben einer Lebensmittelversorgung auch medizinische Betreuung und Schulen gibt.

Andere Flüchtlinge hingegen sind in den Städten und Dörfern privat untergekommen, die meisten von ihnen finden keine Arbeit und haben große Mühe überhaupt ihr materielles Überleben zu sichern. Ein solches Dorf ist auch Demirköprü, zwischen der Gouvernementhauptstad Antakya und der Grenzstadt Reyhanli gelegen. Es lebt von der Landwirtschaft, das Straßenbild prägen alte Traktoren, an denen schon viele Male geschraubt und geschweißt wurde. Neben einem Bäcker finden sich einige Obst- und Gemüsestände und kleine Lebensmittelgeschäfte.

Seit nunmehr über drei Jahren leben auch mehrere Dutzend Flüchtlingsfamilien in diesem Dorf. Sie flohen vor der Gewalt Assads und die meisten haben die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr bereits aufgegeben. Die Tatsache, dass die gemäßigten Kräfte der Freien Syrischen Armee (FSA) zwischen Assads Truppen und dem selbsternannten Islamischen Staat (IS) aufgerieben wurden und mittlerweile wohl nur noch den schwächsten Akteur dieser Triade stellen, lässt ein Hoffen auf einen baldiges Ende des Konflikts, das den Flüchtlingen eine Rückkehr ermöglichen könnte, unrealistisch erscheinen. So müssen sich die Flüchtlinge mit ihrer Situation arrangieren, gerade die Kinder dürfen hier nicht vergessen werden, da ihre Generation ein künftiges Syrien prägen soll und muss. Eine Schulbildung in türkischen Schulen ist für sie nicht möglich, da einerseits die gemeinsame Sprache fehlt, andererseits, die Erlaubnis von der türkischen Regierung. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee für unser Projekt, das gemeinsam mit Barada und der Unterstützung des Bürgermeisters von Demirköprü in die Tat umgesetzt in den letzten vier Monaten umgesetzt wurde und nun mit dem Unterrichtsbeginn endlich Früchte tragen wird.

Unser Neubau besteht aus drei Gebäudeteilen, die fünf Klassenräume und ein Lehrerinnenzimmer umfassen, sowie einen großen offenen, aber überdachten Platz im Zentrum einfassen. Daneben gibt es selbstverständlich auch Sanitäranlagen. Während die Grünhelme sich für den Bau und die Einrichtung verantwortlich zeigten, Geben wir die Verantwortung nun an unseren syrisch-deutschen Partner Barada weiter, der den Betrieb der Schule managen und finanzieren wird. Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich bereits 70 Schülerinnen und Schüler angemeldet, sodass eine zweizügige erste Klasse sowie jeweils eine zweite, eine dritte und eine gemeinsame vierte/fünfte Klasse entstehen. Die Kinder werden von sechs ausgebildeten Lehrerinnen unterrichtet, die ebenfalls aus dem Kreis der Flüchtlinge stammen. Die Wahl, ausschließlich weibliche Lehrkräfte anzustellen, ist eine bewusste Entscheidung, da sie es besonders schwer haben, in der türkischen Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Doch schon auf unserer Eröffnungsfeier, wenige Tage vor Weihnachten zeigte sich, dass mehr und mehr Eltern ihre Kindern auf unserer Schule anmelden möchten – nicht nur aus Demirköprü, sondern auch aus umliegenden Dörfern. So wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den nächsten Jahren wohl auf mindestens 120 anwachsen. Die Eröffnungsfeier war ein voller Erfolg. Auch wenn noch nicht alle Details abgeschlossen waren, konnten die zukünftigen Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern schon begutachten, in welch tollen Räumlichkeiten sie bald unterrichtet werden. Es gab Getränke und kleinere Speisen und der Fußballverein von Viktoria Köln hatte T-Shirts und einige Fußbälle gespendet, sodass auf dem künftigen Schulhof schon kräftig gebolzt wurde.

Um dem gegenwärtigen Winter mit seinen niedrigen Temperaturen und den teils heftigen Niederschlägen zu trotzen, sind alle Klassenzimmer mit Kachelöfen ausgestattet, die in den Räumen auch im Winter eine angenehme Lernatmosphäre schaffen, gleichzeitig aber ressourcenschonend arbeiten. Der offene, aber überdachte innere Schulhof – der sogenannte Jamming Space – erlaubt es den Kindern auch in den Pausen dieser Jahreszeit, sich ordentlich auszutoben.

Die Grünhelme danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die an der Errichtung dieser Schule beteiligt waren oder es beim Betrieb zukünftig sein werden – vor allen aber unseren Arbeiterinnen und Arbeitern, die selbst aus dem Kreis der syrischen Flüchtlinge stammen und mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort tolle Arbeit geleistet haben. So konnten auch wir einen kleinen Beitrag für das künftige Syrien leisten und werden es auch in Zukunft tun.