20 Jahre Grünhelme, das heißt: 20 Jahre solidarisches Anpacken. Doch das funktioniert nur, weil sich immer wieder Menschen finden, die bereit dazu sind. Ein weihnachtlicher Jahresrückblick.
20 Jahre Grünhelme – 20 Jahre handfeste Solidarität
Liebe Unterstützerinnen, liebe Unterstützer,
wir Grünhelme feiern in diesem Jahr unseren 20. Geburtstag. Doch für uns war schnell klar: Wir wollen kein großes Tamtam. Wir wollen keine staatstragenden Reden von hohen Gästen, keine klirrenden Sektgläser oder teuren Hochglanzbroschüren.
Wie also feiern?
Wir entschieden uns, unser 20-jähriges Bestehen denen zu widmen, die den Kern unserer Arbeit ausmachen: unseren ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Fast 350 Handwerkerinnen und Handwerker, Ingenieure, Technikerinnen und Architekten waren seit der Gründung am 7. April 2003 für die Grünhelme im Einsatz, viele von ihnen sogar mehrfach.
Was wären die Grünhelme nur ohne all die Menschen, die ihre Zeit, ihr Können und Herzblut für andere einsetzen? Die bereit sind, sich auf andere Lebens- und Arbeitsweisen einzulassen? Die vor dem Leid anderer nicht die Augen verschließen, sondern geleitet davon sind, etwas zu tun, so wie es schon Rupert Neudeck im Sinn hatte?
Würden sich nicht immer wieder Junge und auch Ältere finden, die sich für unsere Arbeit motivieren ließen – die Grünhelme wären längst Geschichte.
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Gemeinsam etwas tun
Ebenso wenig geht es aber auch ohne diejenigen, die uns empfangen und mit denen wir zusammenarbeiten. Ob in Malawi, Sierra Leone, Syrien, Libanon oder Senegal: Uns begegnet eine Offenheit, die immer wieder überrascht. Mit den Behörden ist es zwar nicht überall einfach, manchmal treiben uns Bürokratie und Bestechlichkeit in die Verzweiflung. Aber die Dorfcommunitys packen mit an, überlassen uns Gästen sogar ihre Betten oder teilen ihr weniges Hab und Gut. Menschen in größter Not schenken uns Vertrauen.
Und genau darum ging es doch Rupert und Christel Neudeck und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, als sie die Grünhelme gründeten: menschliche Verbindungen schaffen, über religiöse, kulturelle und staatliche Grenzen hinweg. Der Hintergrund war der Irak-Krieg und die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Musliminnen und Muslimen nach dem 11. September.
Die Verbindungen sollten über handfeste Bau- und Wiederaufbauprojekte entstehen, die für die Menschen einen spürbaren Unterschied machen. Ebenso sollten weniger Privilegierte aus dem globalen Süden und Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen so Unterstützung erfahren.
Und heute, 20 Jahre später?
Der Irak-Krieg wirft noch immer seinen Schatten über den Mittleren Osten, in Israel und Palästina ist der Konflikt entsetzlich eskaliert und kennt auf beiden Seiten nur Verlierer, Afghanistan ist wieder in der Hand der Taliban, Putins Angriffskrieg legt Teile der Ukraine in Schutt und Asche, die Armut auf dem afrikanischen Kontinent ist kaum geringer geworden und durch den Klimawandel verlieren Menschen ihr Zuhause. Die Welt ist kein besserer Ort geworden. Die notwendigen politisch-wirtschaftlichen Strukturveränderungen können wir als Grünhelme nicht bewirken.
Und doch ist unsere Arbeit in dieser Zeit nicht vergebens gewesen. Für die Menschen in unseren Projektorten macht es einen großen Unterschied, ob sie ein Heim zum Leben, eine Schule für ihre Kinder oder eine Gesundheitsstation vor der Tür haben. 110 Projekte in 26 Ländern haben wir in den vergangenen zwanzig Jahren umgesetzt.
Besondere Beziehungen entstehen
In dieser Zeit sind viele Freundschaften entstanden. Nicht alle Verbindungen halten über die Jahre und Entfernungen. Doch immer wieder ploppen in unserem Postfach Nachrichten von Menschen auf, mit denen wir einst eine Schule oder Krankenstation oder in einem Geflüchtetencamp Dachkonstruktionen über Zelte gebaut haben. Oft schicken die Menschen Fotos mit. Darauf lächeln dann junge Versionen unserer selbst in die Kameras, Arm in Arm, in dreckigen grünen T-Shirts.
Für uns zeigt das: Unsere Projekte, die Beziehungen und Erfahrungen sind für alle Beteiligten etwas Besonderes, viele vergessen uns nicht, so wie wir viele von ihnen nicht vergessen.
20 Jahre handfeste Solidarität – das sind die Grünhelme und das wollen wir bleiben.
