Nach dem überaus erfolgreichen ersten Projektanlauf, den wir mit unserem nigerianischen Partner „Lindii Peace Association“ (LPA) im letzten Jahr verwirklicht haben, befinden wir uns momentan schon mitten in einer zweiten größer angelegten Maßnahme. Der Fokus liegt weiter auf der Verbesserung der Wasserversorgung, vor allem seit im September 2018 die Cholera ausbrach. Erneut werden nun Brunnen gebohrt und repariert, sowie Latrinen gebaut. Sanitäre Anlagen wurden desinfiziert, und die Bevölkerung über die Gefahren und die Vermeidung von Cholera aufgeklärt.

Auch die Müllversorgung in vier größeren Camps verbessern wir substantiell, bauen sie oft überhaupt erstmalig auf. Aufgrund der dramatischen humanitären Situation in Borno haben wir uns zusätzlich entschlossen, 800 Hygiene Pakete (sog. „Cholera kits“) und Haushaltsgegenstände zu verteilen. Immer wieder attackiert die Terrorgruppe Boko Haram einzelne Dörfer. Menschen fliehen von einem Dorf ins andere, von dort weiter, ein wirklich sicherer Aufenthaltsort ist schwer zu finden.

Es spielen sich dramatische Szenen vor Ort ab. Als die Mitarbeiter von LPA an einem Verteilungspunkt die Ausgabe von Haushaltsgegenständen organisieren, kommen plötzlich neue Geflüchtete dort an, wiederum vertrieben von gerade ausgeübten Anschlägen und geflohen vor der Gefahr, in die Fänge der Boko Haram zu gelangen. Es sind viele schwangere Frauen darunter, und Mütter, die erst kürzlich ihr Kind geboren haben, zwei darunter während der Flucht. Eine andere ist während der Flucht unter der Geburt gestorben, das Baby hat eine andere Frau in ihre Obhut genommen. Was tun? Kurzerhand werden die Hilfsgüter – Töpfe, Geschirr, Matten, Decken, Moskitonetze, Solarlampen, Kanister, Seife – in kleinere Rationen unterteilt, damit mehr als die ursprünglich anvisierten 200 Haushalte versorgt werden können. In der Not der Stunde wurde schließlich nur noch an schwangere und stillende Frauen sowie Menschen mit einer Behinderung verteilt. So haben die Geflüchteten – von denen über die Hälfte Kinder sind – wenigstens ein paar nützliche Sachen zur Hand, um in einem der Camps oder Dörfer ein Nachtlager aufzuschlagen und dort vorerst zu überleben.

Die Hoffnungslosigkeit der Menschen ist groß. Viele der Frauen haben nie eine Schule besucht, und in dem Chaos und Terror, den Boko Haram verbreitet und dem die nigerianischen Behörden kaum etwas entgegen setzen, machen größere Bestrebungen, in die Infrastruktur zu investieren, z.B. Schulen zu bauen, momentan wenig Sinn. Wir können nur versuchen, die Lebensbedingungen für die Binnenflüchtlinge in den Camps und „Gastdörfern“ erträglicher zu machen, die extreme Armut zu lindern. Mit dem Bau von Brunnen und Latrinen streben wir dennoch eine längerfristiges Aufatmen der lokalen Bevölkerung an, denn ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und vernünftigen sanitären Anlagen ist Leben & Gesundheit der Menschen zusätzlich in Gefahr. Dabei rücken wir weiterhin in Gegenden vor, die – aufgrund der schlechten Straßenzustände aber vor allem der prekären Sicherheitslage – lange keinerlei Hilfe von außen mehr empfangen konnten.

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